05 Mai 2008

Die Entscheidung



Nun ist es so weit, das grosse Leben kann beginnen:
Mein Studium ist abgeschlossen, da stehe ich nun, die Tore offen zu einer neuen, viel größeren, weiteren Welt. Dennoch: So einfach ist das nicht.
Es ist wichtig das Dilemma meiner Generation zu bedenken: Die scheinbare Vielzahl an Möglichkeiten, die faktisch kaum vorhanden sind. Irgendwann erreicht man den Punkt. Man glaubt es, nein, man ist überzeugt, man hat sie wirklich, diese Vielzahl an Möglichkeiten wovon eine überzeugender als die andere die Möglichkeit bietet eine paradiesische Zukunft zu gestalten.
Gut, ich dachte mir: Diesmal nicht, diesmal tu ichs nicht, diesmal lass ich mich nicht erschlagen von diesem difusen Möglichkeitswirrwarr. Denn ich gehöre zweifellos zu den Menschen, die es nicht schaffen eine Entscheidung zu treffen- zumindest nicht gleich. Ich bin ständig von der Angst geleitet eine falsche Entscheidung zu treffen, mich durch die Entscheidung für ETWAS, die gleichzeitig die Entscheidung gegen VIELES beinhaltet, falsch zu entscheiden. Mich überfällt bei jeden Entschluss den ich fasse die Panik, mir die Möglichkeit genommen zu haben, genau das zu tun, was mich eigentlich glücklich und zufrieden gemacht hätte.
Doch egal: Ich steh da, mit meinem akademischen Titel, der mir zu keinem Job verholfen hat, mit der Eigentumswohnung, die nicht mir gehört und verfällt, mit der Familie, die keine mehr ist, den Freunden, die immer welche bleiben werden, egal wie ich mich entscheide und dem absoluten Willen nicht so zu werden wie alle anderen... aber wie.
Nach nicht einmal drei Monaten Arbeit, die zwar meinen Erfahrungsrepertoire erweitert hat, aber mein Bankkonto geleert hat- was ja in der kapitalistischen Gesellschaft in der wir nun mal leben, eigentlich nicht die Aufgabe von Arbeit ist- überkam mich eine weitere tiefe Angst: Umgeben von Nestbauern, Pärchen, die Wohnungen zusammenlegen, Häuser kaufen, Hochzeiten planen und am laufenden Band Kinder bekommen, bin ich die einzige, die anscheinend nicht ihre Berufung darin sieht geheiratet zu werden und durch die Verbindung gemeinsamer Schulden und den Erwerb einer Imobilie einen Bund fürs Leben einzugehen. Ich will einen Menschen fürs Leben, aber für mein Leben, nicht für meine Wohnung.
...ergo beschloss ich: Ich will hier raus!
Ich gehe in mein persönliches gelobtes Land zurück!
Wenn alles so hinhaut wie vorgesehen beginnt mein selbstkonstruiertes Abenteuer am 15.Juli... Ich habe eine Entscheidung getroffen!- Im letzten Moment!